Von Gründer Eberhard Todt anlässlich des 40jährigen Jubiläums des Evangelischen Posaunenchors Groß-Umstadt im Jahr 1993
Als ich von dem bevorstehenden 40jährigen Geburtstag des Groß-Umstädter Posaunenchors erfuhr, versuchte ich, meine Erinnerung an das Jahr 1953 etwas aufzufrischen. Ich fand tatsächlich noch meine Terminkalender aus den Jahren 1953 und 1954.
Als erste, den Posaunenchor betreffende Eintragung steht dort am 9. Juni 1953: „Pfarrer Hartmann – Posaunen“. Das war offensichtlich ein Gespräch über die Möglichkeit, Blasinstrumente anzuschaffen. Die gleiche Eintragung stand wenige Tage später: am 15. Juni, dann wieder am 23. Juni 1953. Ich erinnere mich noch recht gut, wie skeptisch der damals fast 70jährige Pfarrer Hartmann gegenüber der Gründung eines Posaunenchors war: Es war ja auch eine riskante Sache – Geld hatte die Gemeinde offensichtlich auch wenig.
Aber am 24. Juni 1953 steht im Kalender: „An Posaunenwart Mergenthaler geschrieben“ – und am 29. Juni: „Posaunenfirmen anschreiben“. Jetzt scheint sich etwas bewegt zu haben. Es folgen noch mehrere Gespräche mit Pfarrer Hartmann, bis ich am 7. September 1953 mit Dekan König Kontakt aufnahm, der den vorzüglichen Posaunenchor in Roßdorf leitete. Am 19. Oktober fuhr ich dann erstmals nach Roßdorf.
Am 21. Oktober 1953 wurden bereits DM 150,– für Blasinstrumente beim neuen Dekanatsvorsteher beantragt, und am 23. Oktober besuchte Ulrich Zimmer, der vorgesehene Chorleiter aus Gundernhausen, Pfarrer Hartmann. Am 24. Oktober um 16.30 Uhr war dann die erste Übungsstunde des Groß-Umstädter Posaunenchors, und zwar in den Räumen des Wambolt’schen Schlosses. Die Übungsstunden fanden dann regelmäßig samstagnachmittags statt.
Zunächst war es eine kleine Bläsergruppe, mit der sich Ulrich Zimmer mit großer Geduld abmühte. Ich erinnere mich nur noch, daß uns unsere beiden Posaunisten, Werner Gräfing (Tenorposaune) und Philipp Däschner (Baßposaune) von Anfang an positiv auffielen. Sie waren es auch, die den Chor später am Leben erhielten. Wir anderen, Bernhard Möller (Kuhlohorn), mein Bruder Reiner (Tenorhorn) und ich (Trompete) bemühten uns eifrig, den Chor zu ergänzen. Aber die oberen Stimmen benötigten noch lange die Unterstützung auswärtiger Bläser. Es tauchen noch andere Namen in meinen Notizen auf, aber ich glaube, sie gaben das Spielen sehr bald wieder auf.
Von Anfang an stehen nun regelmäßig Notizen in meinem Kalender, die darauf hindeuten, daß ich Dauergast bei Pfarrer Hartmann war, um Geld zu erbetteln: Zur Bezahlung der Chorstunden (die bescheiden vergütet wurden), für Instrumente, Noten, Instrumentenhüllen, Notenständer usw.
Am 14. Februar 1954 traten wir dann offensichtlich zum ersten Mal öffentlich in der Groß-Umstädter Kirche auf. Jedenfalls steht in meinem Notizkalender: „Posaunenfeierstunde 20 Uhr“. Bei diesem ersten Auftritt hatten wir aber noch kräftige Unterstützung aus Gundernhausen (Ulrich Zimmer, Gerhard Weygandt) und aus Roßdorf (Gunther und Volker Nick). Am Ostermontag (19. April 1954) schienen wir erstmals alleine geblasen zu haben.
Am 10. Juli 1954 bedankten wir uns bei Pfarrer Hartmann für die geduldige Unterstützung mit einem Ständchen zu seinem 70. Geburtstag.
Von dieser Zeit an taucht Pfarrer Ittmann, der Pfarrer der reformierten Gemeinde, als Geldgeber in meinen Notizen auf (ab 12. Juli 1954). Nun werden auch die Auftritte des Posaunenchores häufiger:
- 22.08.54 Blasen im Gottesdienst
- 29.08.54 Teilnahme am Posaunenfest in Groß-Bieberau
- 03.10.54 Blasen im Gottesdienst
- 14.11.54 Blasen im Gottesdienst
- 21.11.54 Blasen auf dem Friedhof
- 05.12.54 Blasen im Gottesdienst
- 19.12.54 Blasen im Gottesdienst
- 21.12.54 Blasen im Krankenhaus
- 25.12.54 Blasen im Gottesdienst
Soweit die Chronik über die Zeit von der Konzeption des Chores bis zu der Zeit, von der an er selbständig blasen konnte. Die wichtigsten Personen für die positive Entwicklung des Chores und für sein erfolgreiches Überleben in den folgenden 39 Jahren waren:
- zunächst Ulrich Zimmer (Gundernhausen)
- dann Gerhard Weygandt (Gundernhausen)
- dann Werner Gräfing (Groß-Umstadt)
- dann Josef Preiss (Groß-Umstadt)
- dann Philipp Däschner (Groß-Umstadt)
Ihnen gilt heute mein besonderer Dank für Ihre Geduld, ihre Kompetenz, für ihre Ausdauer – und für viele schöne gemeinsame Stunden bei öffentlichem und nichtöffentlichem Blasen.
Eberhard Todt
Gründer des Evangelischen Posaunenchors Groß-Umstadt